festung europa (2015)

"Die Ausstellung »Raus von hier« wurde im Januar dieses Jahres vom Arbeitskreis Geschichte der Initiative Faites votre jeu! im ehemaligen Frankfurter Polizeigefängnis in der Klapperfeldstraße eröffnet. Gezeigt werden Zelleninschriften von Menschen in Abschiebehaft und Polizeigewahrsam, die bis 2002 im Zellentrakt des zweiten Stockes inhaftiert wurden.
Anfang 2009 nahm die Initiative das Angebot an, ein besetztes leerstehendes Jugendzentrum in Bockenheim aufzugeben und dafür in die Räumlichkeiten des ehemaligen Polizeigefängnisses im Klapperfeld zu ziehen.
Die Nutzbarmachung dieses Ortes als Kulturzentrum war dabei für die Initiative stets von dem Anspruch begleitet, die Geschichte des 1886 in der Frankfurter Innenstadt, gegenüber dem Oberlandes-gericht erbauten Gefängnisses aufzu-arbeiten. Bald wurde eine  Dauerausstellung zur Geschichte des Klapperfelds im Keller des Gebäudes eingerichtet, welche sich vor allem der Nutzung des Gefängnisses durch die Frankfurter Polizei und die Gestapo zwischen 1933 und 1945 widmet. Aufgrund der ausdauernden und gründlichen Arbeit des AK Geschichte konnte die Ausstellung stetig erweitert werden, sodass sie nunmehr ein differenziertes Bild des Gefängnisses
in verschiedenen Epochen zeichnet sowie des veränderten gesellschaftlichen Umgangs mit staatlichem Freiheitsentzug und Alltag im Gefängnis. Ein besonderes Augenmerk galt dabei den Geschichten der Insass*innen und ihrem Leiden unter repressivem Strafvollzug.
In den letzten Jahrzehnten der Nutzung diente das Klapperfeld neben der Funktion als Polizeigewahrsam und als Gefangenensammelstelle bei Großdemonstrationen insbesondere auch als Abschiebegefängnis. Obgleich die Zellen des Gewahrsamsgebäudes nicht für den längeren Aufenthalt einzelner Insass*innen vorgesehen waren, mussten hier Abschiebegefangene mitunter mehrere Wochen oder sogar Monate lang ausharren – ohne Beschäftigung, ohne Lektüre, ohne Beamte mit ausreichenden Sprachkenntnissen, mit nur drei Duschgängen die Woche und mit Fenstern, die so hoch angebracht und vergittert sind, dass sie weder viel Licht hineinlassen, noch den Blick nach draußen erlauben.
Die neue Dauerausstellung »Raus von hier« macht nun die Inschriften öffentlich zugänglich, die in den überalterten 1,5 x 3,5 Meter großen Zellen mit Kugelschreibern, dem Ruß von Feuerzeugen oder Kerzen, Zahnpasta und anderem Schreibwerkzeug tausendfach an Zellenwänden, Türen undMobiliar in über 30 Sprachen hinterlassen wurden. Mithilfe vieler Übersetzer*innen hat der AK Geschichte über 1.000 dieser Nachrichten archiviert und teilweise
mit Lautsprechern in den Zellen zum Klingen gebracht. Sie bieten ein Zeugnis des brutalen Umgangs der deutschen Justiz mit illegalisierten Menschen.
Die Dauerausstellungen im Klapperfeld sind jeden Samstag von 15 bis 18 Uhr geöffnet (Eintritt frei, Spenden erwünscht). Die Archivierung und Übersetzung der Inschriften sowie die Recherche von Informationen zum Haftalltag im Klapperfeld werden kontinuierlich fortgeführt. Mehr Informationen finden sich auf: http://www.klapperfeld.de/" (S. 13 f)


Die Bilder entanden Anfang 2015 im ehemaligen Polizei- und Abschiebegefängnis 'Klapperfeld' in Frankfurt.